Aufpassen, sonst möchte ich das vielleicht noch öfters machen., meinte ich scherzhaft, es fiel mir leichter zu sprechen, während ich nahe bei jemandem war. Es war auch einfacher, wenn man nicht vor den Augen der anderen war, ich hatte zu Akane dort wirklich ein wenig mehr Vertrauen, denn es war noch immer schwierig auf das Leben außerhalb meines gewohnten Kreises zurechtzukommen. Mein ganzes Leben hatte ich mit den gleichen, oder zumindest mit den ähnlichen Leuten verbracht, doch dieser Boden war mir unter meinen Füßen weggerissen worden, auch wenn ich versuchte daran nicht unbedingt zu denken. Ich stehe dir immer gerne zu Diensten, es ist wirklich schön das wieder einmal zu tun.

Vielleicht eher eine Drohung., meinte ich spielerisch warnend, bevor ich den Kopf nachdenklich nickte, denn natürlich würde ich wieder mit ihr tanzen, wenn sie nur fragen würde. Ihre andere Frage ließ mich kurz etwas überlegen. Mit Clavis kurz bevor ich- nun, er war schon immer mein loyaler Untergesetzter und auch ein guter Freund, manchmal hatte ich die Hoffnung auf mehr als nur das, aber das habe ich auch erst zu spät begriffen. Ich hoffe es geht ihm gut. Ich wusste, dass meine Gefühle da etwas einseitig gewesen waren, ich hatte sie aber auch selber noch nicht verstanden. Vermutlich hatte mich Decim inspiriert, wie bei so vielen Dingen. Decim und seine, platonische oder romantische, wer war ich das zu beurteilen, Liebe zu Chiyuki. Wann hast du das letzte Mal getanzt?

Das hört sich nach einer ganzen Geschichte an, nicht nur nach einem Tanzabend., meinte ich neugierig, während ich nachdenklich zu Akane aufsah und den Augenkontakt suchte. Es schmerzte mich noch immer ein wenig über mein Leben vor meiner Desertation zu sprechen, aber ich wusste wohl, dass es mir gut tun würde darüber zu sprechen, zumindest hatte ich das selber immer bei meinen Untergesetzten behauptet. Clavis war immer etwas mysteriös und formell, handelte aber immer freundlich und diente immer mit einem Lächeln, auch wenn er nach einer von meiner und Gintis Auseinandersetzungen aufräumen musste. Er hat nichts lieber genossen als einen guten Drink und auch mal gerne andere geneckt. Er war mir immer auf persönlicher Ebene sehr treu, aber mehr war da nicht. Er war auch nicht die einzige Person, mit der ich gerne getanzt habe. Den letzten Part fügte ich mit einem Zwinkern hinzu, um meine Erzählung etwas aufzulockern.

Hm, eine erste Crew, also., summte ich unverbindlich, während wir weiter zur Musik zu schweben schienen, Wenn du mir die Geschichte einmal erzählen möchtest, oder nur Teile davon, ich höre immer gerne zu. Ich ließ noch eine Drehung vergehen, bevor ich ihr dann ihre Frage beantwortete, denn ich fragte mich, was mit der ersten Crew wohl passiert war. Ansonsten hauptsächlich mit Quin und Castra, die beiden waren sehr enge Freundinnen von mir, einen traditionell "romantischen" Tanzpartner hatte ich wohl noch nie., stellte ich fest, immerhin hatte Akane zuvor von ihrem Ex gesprochen, aber auch wenn ich schon ein langes Leben hinter mir hatte, gehörte eine Romanze, oder auch einfach nur eine Liebe, noch nicht zu meinen Erfahrungen. Einen Moment musste ich an Chiyuki denken und wie sie und Decim miteinander getanzt hatten, die beiden hatten sich definitiv geliebt, auf welche Art und Weise auch immer, aber sie hatte vielen von uns Dinge gezeigt, die wir nie kennengelernt oder eher schon lange wieder vergessen hatten, in gewisser Weise sollte ich ihr wohl danken, dass ich jetzt hier sein konnte. Decim hatte mich durch seine Fehler befreit, ich hatte zuerst nicht gewusst ob diese Freiheit es wert sein würde, aber hier mit Akane zu tanzen festigte meine Meinung dazu etwas. Man könnte es eine Vorahnung nennen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich aus einem Grund hier war, für ein anderes Kapitel in meinem Leben.

Hm, vielleicht, ich habe mich da um ehrlich zu sein noch nie sehr eingeschränkt gesehen., meinte ich nachdenklich, denn um ehrlich zu sein, war ich gerade noch so neu meine eigenen Gefühle richtig ausleben zu dürfen, dass mir eine richtige Partnerschaft noch gar nicht wirklich in den Sinn gekommen war. Körperliche Anziehung war schließlich etwas ganz anderes und selbst wenn ich Freundschaften bereits geführt hatte, so war mir doch erst später bewusst gewesen, wie emotional diese bereits waren, als ich mir noch eingeredet hatte, dass Gefühle meine Entscheidungen nur verschlechtern würden. Ich denke nicht, dass für mich Geschlecht oder so etwas wie Anzahl eine Rolle spielt, ich denke, wenn man so etwas schönes wie Liebe erfahren darf, dann fällt sie hin, wo sie hinfällt. Ich zuckte mit meinen Schultern, ich hatte kein Konzept von einem genauen Partner, also auch keine Vorstellungen an deren Erwartungen und Ansprüche. Trotzdem, was weiß ich denn schon, ich hatte schließlich noch nie eine romantische Partnerschaft.

Wie recht du doch hast., sagte ich mit einem Lächeln, unbewusst darüber, das das, was ich gesagt hatte tiefere Gefühle auslösen konnte. Tatsächlich hatte ich mich einfach noch nie als besonders eingeschränkt empfunden, was meine Partnerwahl anging, tatsächlich sah ich mich über solchen Präferenzen, vollkommen von ihnen befreit. Vielleicht hatte es auch etwas mit meinem früheren mentalen Status zu tun, indem ich dachte, dass mein Körper ein reines Dummy sei, eine unbedeutsame Hülle, aber daran wollte ich jetzt nicht denken, nicht während ich so angenehm hier mit Akane meine Runden auf unserer "Tanzfläche" drehte.

Ich erwiderte das Grinsen nicht, zog aber belustigt eine Augenbraue nach oben, bevor ich den Kopf auf die Seite legte und kurz zu überlegen schien. Akane war eine wunderschöne Frau, da gab es für mich keine Diskussion, auf eine andere Art und Weise aber interessant, wie die anderen Leute, die ich um mich herum gehabt hatte. Bis auf Oculus waren alle eigentlich makellos gewesen, aber Akane war... wirklich interessant. Vielleicht nehme ich dieses Angebot ja sogar an., meinte ich leise, als wir uns gerade bei einer Drehung besonders nahe kamen, Rumba war dafür schließlich besonders gut geeignet, ein kurzes freches Lächeln auf den Lippen.

Ich schwieg, aber mit einem Funken in meinen Augen, der da zuvor noch nicht ganz dagewesen war, denn auch wenn wir darüber sprachen, das Lied kam langsam zu einem Ende und ich ließ mich ganz darauf ein, was Akane vorhatte. Mit ihr zu tanzen, war so einfach wie atmen, beinahe zu einfach, und ich fragte mich, ob wir auch bei anderen Dingen so aufeinander abgestimmt waren, denn es wirkte beinahe zu perfekt. Trotzdem, nun klangen gerade die letzten Takte und während mich Akane dichter an sich heranzog, ließ mich elegant meine Arme los und nach vorne um ihren Nacken gleiten, während ich mein linkes Bein eng um ihren Körper schlang. Ich atmete ein klein wenig schwerer als zuvor, während ich in Akanes Gesicht sah und das Lied nun endgültig verklang.