"Wird gemacht", gab ich zurück und sah ihr nach. Sehr viel länger als nötig blieb mein Blick an Akane hängen. Erst als Nona mich ansprach, sah ich wieder zu ihr auf. "Danke dafür", erwiderte ich und lächelte schwach, ehe ich mich daran machte, mich hochzuhieven, was sich für mich ein wenig schwierig gestaltete. Als ich es endlich geschafft hatte, verlor ich kurz das Gleichgewicht, konnte mich aber schließlich wieder fangen. "Hups... Ich glaub, es dauert noch bis ich wieder ganz fit bin", murmelte ich, ehe ich wieder zu Nona sah. "Dann gehen wir mal in meinen Behandlungsraum. Folge mir bitte", meinte ich dann, ehe ich mich in Bewegung setzte, um sie zu dem Raum zu führen.
In dem kurzen Moment, in dem es so aussah, als ob Zero gleich das Gleichgewicht verlieren würde, hatte ich bereits eine helfende Hand ausgestreckt, um sie im Notfall auffangen oder stützen zu können, allerdings fing sie sich auch sofort wieder und ich zog meine Hand wieder zurück. Es schien sie doch schlimmer erwischt zu haben, als sie es momentan zeigte, was mich selbst kurz die Stirn runzeln ließ, denn ich mochte es nicht, wenn andere Leute nicht auf sich selbst aufpassten. Trotzdem sagte ich nichts dazu, da ich Zero einfach noch nicht genug kannte, um mir richtige Sorgen um sie machen zu dürfen. In Ordnung., bestätigte ich und verschränkte meine Arme hinter meinem Rücken, während ich ihr in ihren Behandlungsraum folgte.
Mir entging nicht, wie sie ihre Hand ausstreckte, um mir zu helfen, doch ich schaffte es noch von allein, mich wieder zu fangen. Dennoch nickte ich ihr als Zeichen des Danks leicht zu. Mir war klar, dass ich meinen Zustand herunter spielte und so tat, als gehe es mir besser, als es eigentlich der Fall war. Lustigerweise tat ich das oft, nun sogar noch viel weiter, angetrieben von meinen Schuldgefühlen, dass ich uns alle wie immer wieder in Mist rein geritten hatte. Im Gegensatz dazu sah ich das bei anderen nicht gern und war leicht reizbar, wenn es darum ging. Der Weg zum Behandlungsraum kam mir viel zu lang vor. Als wir diesen erreichten, öffnete ich die Tür und trat zur Seite, stützte mich dabei etwas an der hölzernen Wand ab. "Da wären wir", kam es von mir, ließ ihr den Vortritt. Der Raum selbst wurde von mir fast schon penibel sauber gehalten. Eine Seite des Raums war von zwei Krankenliegen belegt, die regelmäßig desinfiziert wurde. Auf der anderen Seite befand sich ein Schreibtisch mit einigem Papierkram und Notizen, daneben ein Regal mit unzähligen, in Gläsern verpackten und beschriebenen Heilkräutzer, Wirkstoffe und Medizin, die ich sogar nach Alphabet sortiert hatte.
Auf ihr schätzungsweise dankbares Nicken hin, fand sich ein kurzes, aber echtes Lächeln auf meinem Gesicht wieder. Zuvor, als wir mit Aurora, Akane und Lyan gesprochen hatten, hatte ich nicht das Gefühl gehabt, dass sie an einem Gespräch so groß interessiert gewesen war. Auch wenn das nun nicht groß schlimm war, so hatte ich trotzdem die Vermutung, dass sie momentan etwas offener war. Vielleicht mochte sie es einfach nicht in Gruppen zu sprechen, aber zuvor war definitiv etwas anders an ihrem Verhalten gewesen. Danke., meinte ich und trat an ihr vorbei in den Raum, der mich zugegebenermaßen wirklich beeindruckte. Er war extrem sauber und vor allem geräumig, es wirkte alles so, als wäre es genau an dem Platz, wohin es auch sollte. Du kümmerst dich bisher also alleine um alles?
Ich trat, oder eher schwankte nach ihr hinein und setzte mich gleich auf eine Behandlungsliege, um nicht Gefahr zu laufen, umzukippen. "Bisher ja", beantwortete ich ihre Frage, "da wir nur zu zweit waren bisher, ging es. Aber nun kommt mehr Arbeit auf mich zu. Und wenn ich selbst angeschlagen bin, wünsche ich mir trotzdem, dass alle optimal versorgt werden können. Auf diesem Schiff befindet sich alles, was mir geblieben ist. Und ich hoffe, dass mir das alles hier auch noch lange bleibt." Mein Blick wirkte mittlerweile etwas abwesend und ich lächelte ein wenig.
Einen kurzen Moment fragte ich mich, wie es wohl war ein richtiges Zuhause zu haben, nachdem ich erfahren musste, dass meines wohl nur solange mir gehört hatte, wie ich nach den Regeln von Oculus spielte. Ein trauriger Gedanke, da es für mich doch immer etwas sehr persönliches gewesen war. Ich wusste, dass ich all diese Dinge vermissen würde, aber ich hatte dieses Gefühl einfach noch nie selbst gefühlt und um ehrlich zu sein war es nicht gerade die angenehmste Erfahrung. Das ist sehr beeindruckend und ehrgeizig., sagte ich und nickte knapp, Möchtest du dich etwas ausruhen? Ich betrachtete sie, so wie sie gerade auf der Praxisliege saß und etwas abwesend wirkte.
Ihre Stimme holte mich in die Wirklichkeit zurück und ließ mich kurz blinzeln. Einen Moment war ich in Erinnerungen abgedriftet. Es war schon fast unglaublich, was Akane und ich bereits alles zusammen erlebt hatten. Und ich dachte gerne daran zurück. Ihre Frage ließ mich leicht nicken. Eigentlich war ich noch gar nicht erholt, aber ich hatte auch nicht die Zeit dazu. "Das wäre eigentlich das Sinnvollste", gestand ich leicht und kratzte mich etwas am Kopf, "aber ich kann hier nicht herum liegen und mich erholen, während ihr den Mist ausbadet, den ich uns eingebrockt habe... außerdem gibt es da noch eine Wunde, an die ich nicht heran komme und für die ich deine Hilfe benötigen würde." Dabei deutete ich auf meine Schulter.
Davon einfach herumzuliegen, war auch gar nicht die Rede, aber ich bin mir sicher, du würdest es auch schaffen im Liegen noch Anweisungen zu geben., meinte ich mit einem sanften Lächeln, bevor mein Blick plötzlich sehr ernst wurde, da es mir einfach sehr wichtig war, dass klar war, dass es völlig normal war Fehler zu machen, auch wenn diese einen Flottenadmiral beinhalteten, was zugegeben etwas unüblich und vor allem deutlich gefährlicher waren. Jeder macht Fehler., stellte ich also einfach fest und trat dann an die Liege heran, als sie auf ihre Schulter deutete, die sie offensichtlich nicht nicht richtig verpflegen konnte, was mich noch mehr wunderte, wie sie es dann geschafft hatte, sich bis jetzt durch die Gegend zu schleppen. Sag einfach, was ich tun soll.
Leicht nickte ich. "Das ja. Aber es liegt mir auch nicht, nur dazuliegen und nichts anderes dazu beisteuern zu können", gab ich ehrlich zu. Und ich verstand eigentlich auch, dass jeder einmal Fehler machte. Aber jeder andere lernte im Gegensatz zu mir auch aus seinen Fehlern. Davon abgesehen brachten uns meine Fehler immer wieder in Gefahr, weil ich einfach nicht verantwortlich genug handelte. "Ich hoffe nur, dass es nicht zu viel wird", meinte ich leise. Dann holte ich eine Salbe aus dem Regal und bat sie, diese auf die Wunde zu tun und diese zu verbinden. Damit wäre dann eigentlich alles endlich richtig versorgt.
Wir können uns alle verändern, wenn wir wollen, egal wie unmöglich es scheint. Der Gedanke machte selbstverständlich Sinn, außerdem war ich ja auch jemand, der gerne zur Tat schritt und die Dinge selbst anpackte, während ich dabei auch noch anderen unter die Arme griff, aber es war nun einmal auch notwendig, sich manchmal zurückzunehmen, um dann wieder vollen Einsatz zeigen zu können, egal wie stur man war. Nun, trotz deines "gebauten Mists", bin ich sehr froh, dass ihr heute, äh, über mich gestolpert seid., gab ich zu, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, wie ich das eigentlich meinte, aber auch ohne auf meine Gefühle einzugehen, hatte mir unser kleines Unglück, dass Akane und Zero über mich gestolpert waren, bisher nur Vorteile gebracht. Auch wenn mir so etwas nun wirklich noch nie passiert war, zumindest waren noch nie zwei hübsche Damen auf mir gelandet, nur um mich dann auf ihr Schiff aufzunehmen. Ganz im Gegenteil, es klang eher nach einer Geschichte, die ich gerne lesen würde. Vielleicht habe ich später Zeit für ein wenig Chavvot. Ich nahm ihr vorsichtig die Salbe ab und folgte ihren Anweisungen so gut ich konnte, während ich sanft die Salbe auf der Wunde verteilte und diese danach vorsichtig, aber mit genügend Druck zu verbinden.
Leicht musste ich lächeln, als ich das hörte. "Okay, vielleicht hast du recht", gab ich schließlich nach und nickte. Irgendwann würde es mir vielleicht auch gelingen, mich zu einer etwas verantwortungsbewussteren Person zu ändern, sodass ich nicht immer alle in Gefahr brachte. "Dann hatte diese Insel immerhin etwas Gutes. Freut mich", gab ich dann ehrlich zurück. Es tat zwar weh, als sie die Salbe vorsichtig auf die Wunde verteilte, doch sie kühle auch recht schön, was mich leise Seufzen ließ. Den Verband legte sie wirklich gut an und ich war froh, dass nun alle meine Wunden richtig versorgt waren. "Vielen Dank", meinte ich dann ehrlich, als sie fertig geworden war.
Ich erwiderte ihr schmales Lächeln, während ich trotzdem nur daran denken konnte, wie selbstbewusst sie alle mit ihren Emotionen umzugehen schienen. Aurora, welche einfach geweint hatte, auch Zero, die hier mir, einer Fremden, ehrliche Geständnisse machte, über die Dinge, die sie beschäftigten und von Akane gar nicht zu sprechen. Lyan schien etwas herauszustehen, aber auch sie hatte deutlich ihren Stolz gezeigt, was mich etwas zum grübeln brachte. Es waren eben gar keine so einfache Aufgabe zu erforschen, wie man denn nun eigentlich selbst war, wenn man so lange kein "selbst" sein durfte. Kann ich noch etwas für dich tun?, fragte ich und nickte ihr anerkennend zu, denn für mich war es eine Selbstverständlichkeit, anderen zu helfen, auch wenn mich ihr Dank durchaus freute.
Ich ahnte nicht, dass sie mich für selbstbewusst hielt, denn so empfand ich mich selbst eigentlich nicht. Die Tatsache, dass ich noch immer größte Angst davor hatte, Akane zu verlieren, oder dass ich für sie nicht mehr an erster Stelle stehen könnte, sie sich für jemand anderes mehr interessieren könnte als für mich. Wobei das ziemlich egoistisch klang und ich das eigentlich niemandem offenbaren wollte. Akane war immerhin nicht mein Eigentum oder irgendwas in der Art. Ihre Frage riss mich wieder aus meinen Gedanken und ich sah sie dann wieder an. "So fällt mir nichts ein. Aber wir könnten schonmal deine Akte anlegen, da wir schonmal hier sind", schlug ich dann vor und sah sie fragend an.
Meine Arme wieder hinter meinem Rücken verschränkt, nickte ich, da das für mich eigentlich außer Frage stand, immerhin hatte ich dazu schon zugestimmt, kurz nachdem uns Akane die Regeln von ihrem Schiff erklärt hatte. An die sich Memine hoffentlich auch halten würde, wobei sie sich zumindest hoffentlich mit dem Wolkenfuchs verstehen würde. Natürlich., stimmte ich noch einmal wörtlich zu, nun wieder ein winziges Lächeln auf den Lippen, Wie oder wo willst du mich? Ich erlaubte mir mit dieser Formulierung mal einen kleinen, leicht flirtenden Witz, denn ich hätte natürlich auch einfach fragen können, was ich tun musste, aber ich fand diese Wortwahl einfach etwas lustiger. Ich hatte aber sowieso das Gefühl, dass wenn ich alleine mit Zero sprach, es deutlich einfacher war, als in der Gruppe, auch wenn ich mir das nicht ganz erklären konnte, warum.
Für einen Moment nahm mein Gesicht einen zarten Rotton bei ihrem flirtenden Witz an und ich blinzelte verdattert. Ich hatte ja mit vielen gerechnet, aber mit einem solchen Witz nicht. Nach wenigen Augenblicken begann ich zu grinsen. "1:0 für dich, der war gut", meinte ich dann grinsend, ehe ich kurz überlegte. Mein Kopf wollte gerade nicht mehr ganz so schnell denken wie es mir gerade recht war, auch das noch. Jedoch bekam ich alles zusammen. Bei dem Schreibtisch lagen auch ein paar leere Akten. "Kannst du von den leeren Akten mir bitte eine rüber geben?", bat ich dann. Bald hatte ich dann zumindest schon mal die erste von dreien angelegt.
One Piece
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22.02.2020 09:38
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