Du wirst, glaube mir. Früher oder später macht jeder Fehler, das ist doch das schöne am Piratenleben, es besteht oft fast nur aus Fehlern. Ich lächelte vor mich hin, während ich arbeitete und spürte meinen Magen dann leise Grummeln, als die köstlichen Düfte des Essens durch die Kombüse zogen.

Schweigend lauschte ich dem Gespräch. Dann war ich auch mal gespannt, ob es Nona öfters passieren würde oder nicht. Ein wenig aus meinen Gedanken gerissen sah ich sie allerdings überrascht an, ehe ihr Kompliment mich leicht erröten ließ. "Oh... also... ähm... danke", stammelte ich dann zusammen. Der leckere Geruch des Essens ließ meinen Magen hörbar knurren und mir lief bereits das Wasser im Mund zusammen.

Als Nona fertig mit dem Essen war, beendet ich auch passend Aylas Tattooerweiterung. Ich schaltete die Maschine ab und hob sie auf den Boden, ehe ich meinen Rücken einmal durchstreckte, der leise Knackste. Huh, jetzt hab ich aber Hunger, Nona, Süße, das Essen sieht fantastisch aus. Ich stand kurz auf und lief zur Tür, um den Kopf hinaus zu strecken und das ganze Schiff mit drei Worten zusammen zu brüllen. ES GIBT ESSEN! Unmöglich zu überhören, ich konnte sehr laut werden, wenn ich es mochte. Schnell wieder saß ich am Tisch und sabberte bein Anblick des Essens. So lecker...

Leicht bewegte ich meinen vom Tattoo schmerzenden Arm, als Nona passend zum Essen wieder fertig wurde. Selbst das kleine Wort "Süße", das Akane in ihrer Antwort an Nona richtete, störte mich irgendwie, allerdings nahm der leckere Duft des Essens gleich wieder den Ärger weg und trug diesen hinfort. Ich hatte einfach zu viel Hunger, um irgendwie sauer oder eifersüchtig zu sein.
Akane hatte laut aus der Kombüse geschrien, dass das Essen fertig war. Sobald sie und Nona saßen, starrte auch ich das Essen beinahe sabbernd an. "Das sieht zum Dahinschmelzen aus", schwärmte ich dann. Schon bald kam auch Lyan in die Kombüse. Mein Magen verkündete laut knurrend, was er wollte. Ich hob die Hand, um Lyan zu grüßen.

Du musst ein Engel sein. Ich grinste Nona an, warf Lyan ein Lächeln zu und beschloss dann, dass warten dem Essen sicher nicht gut tun würde, also lange ich schon einmal zu und begann rasch meinen Magen zu füllen. Es schmeckte noch besser als es roch und ich fühlte mich wie im Himmel. Jedenfalls stellte ich ihn mir ähnlich vor.

Leicht musste ich auf ihren Scherz hin grinsen. Wenn ich so daran zurück dachte, was für ein Chaos bei mir entstand, sobald ich auch nur mit dem Vorsatz, etwas zu kochen, in die Küche trat... Schnell vertrieb ich den Gedanken wieder.
Doch als ich Akanes Worte hörte, die an Nona gerichtet waren, verfinsterte sich mein Blick. Du musst ein Engel sein..., wiederholte ich gedanklich. Wobei ich nicht verstand, warum mir das so sauer aufstieß und mich störte.
"Entschuldigt mich bitte, fangt ruhig schon an", kam es von mir, schärfer als beabsichtigt, auch wenn Akane bereits kräftig zugelangt hatte. Damit verschwand ich schnell aus der Kombüse, ohne auf Lyans Feststellung, dass es lecker aussah, zu achten.
Vor der Tür lehnte ich mich mit der Stirn gegen die hölzerne Wand im Gang. Es fühlte sich kühl an. Dabei ballte ich meine Hände zu Fäusten. Was ist bloß los mit mir? Warum habe ich das Gefühl, dass ich mit Nona in Konkurrenz stehe? Und dass sie besser ist als ich? Während ich überlegte, fühlte es sich an, als wäre meine Kehle wie zugeschnürt. Ich muss mich beruhigen, und zwar schnell.

Den Mund voller Essen sah ich wie Ayla aufstand und ging. Ich verstand wirklich nicht was im Moment mit ihr los war. Lag es daran, dass wir wieder neue Leute an Bord hatten? Das letzte Mal war schon eine ganze Weile her und war einmal mehr schief gegangen, doch daran wollte ich nicht denken. Vielleicht viel es Ayla schwerer sich von der Vergangenheit zu lösen? Aber das war so eigentlich noch nie ein Problem gewesen. Ich schluckte runter und erhob mich. Ich mache das schon, ihr geniest mal das Essen. Lasst uns was übrig. Ich zwinkerte Nona und Lyan zu und ging dann aus der Kombüse, um Ayla gleich in der nähe zu finden. Ich ließ die Tür hinter mir zufallen und trat auf meine kleine Freundin zu. Hey Süße, was ist denn los?

Ertappt zuckte ich zusammen, als ich Akane hörte, die näher an mich heran getreten war. Schließlich hob ich den Blick und sah sie an, meine Augen schimmerten leicht in dem schummrigen Licht unter Deck. Doch wie sollte ich ihr all das erklären, ohne mich vollkommen lächerlich zu machen? Ohne zu zeigen, dass da so viel mehr war, was ich für Akane fühlte? Gleichzeitig zog ich es in Betracht, einfach weiter so zu tun, als sei alles in Ordnung. Andererseits wusste Akane genauso gut wie ich, dass nicht alles in Ordnung war.
Einen Moment rang ich mit den richtigen Worten. "Eigentlich ist es total lächerlich", antwortete ich dann und wich dann ihrem Blick aus, meine Stimme zitterte leicht. Das tat sie leider meist, wenn ich irgendwie aufgebracht war. Doch was konnte ich nur sagen? Wie konnte ich ihr das erklären?

ich blieb direkt vor Ayla stehen und fing ihr Gesicht sanft mit den Händen ein, um es wieder zu mir zu drehen und die jüngere Frau anlächeln zu können. Hey, hey. Ist schon gut, du kannst mir alles sagen, egal wie lächerlich es ist, das weißt du doch, oder?

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als sie mein Gesicht mit den Händen einfing, und mich wieder zu sich drehte. Danach schlug es doppelt so schnell weiter. Ihre Nähe war... raubte mir fast den Atem. Noch immer hatte ich Angst davor, dass sie alle meine Gefühle heraus finden und danach Distanz zwischen uns bringen würde, dass es all das hier zerstörte.
"Ich will nur nicht... wir sind... schon so lange gemeinsam unterwegs und...", setzte ich an, brach allerdings ab, "ich hab das Gefühl... dass Nona wie... wie eine Konkurrenz für mich ist... Irgendwie... sie kann alles besser, was ich nicht so kann: Saufen, kochen... alles besser, was ich gerne... mit dir gemacht habe, weil... ich hab das Gefühl, dass... sie besser für dich ist..."