Ich bemerkte nicht wie Baz rot wurde, doch das hätte ich auch nicht getan, wenn er nicht verletzt gewesen wäre, denn ich war für solche Sachen ungefähr so empfänglich wie mein linker Schuh, doch ich bemerkte, dass der Blickkontakt Baz vom mopen ablenkte, also hielt ich ihn aufrecht, während ich uns zielgerichtet in Richtung Schiff beförderte, ohne dabei in jemanden reinzurennen. und selbst wenn hätte ich die Person nachher vermutlich einfach umgetreten und wäre über sie drüber gegangen.

Hoffentlich konnte ich bald wieder laufen oder zumindest Musik spielen, um mich abzulenken, denn das hatte ich danach wirklich notwendig. Tatsächlich befand ich es allerdings als angenehmer, mich einfach von Seths Blick vereinnahmen zu lassen, als mit meinem Blick auch nur den einer einzigen anderen Person zu treffen. Ich rühmte mich oft mit all meinen Abenteuern und auch wenn diese Kehrseiten hatten, die meine größten Schwächen zeigten, so wollte ich sie gerade so viel lieber alle vor Seth offenlegen, anstatt auch nur die kleinste Schwäche jemand anderem zu zeigen. Es tut mir leid, ich habe mich überschätzt., meinte ich also leise, auch wenn ich noch immer diese verräterische Stimme in meinem Ohr hörte, die immer und immer wieder fragte, ob es denn das für Seth überhaupt wert gewesen war mich zu retten.

Ich zog eine Augenbraue hoch, als Baz' Stimme ertönte. Ich befand, dass er lieber schweigen und sich ausruhen sollte, doch er war ein erwachsener Mann, ich konnte ihm das nicht vorschreiben. Gerade zumindest nicht. Vielleicht würde ich das später versuchen. Es war das Ziel dieser Mission dich loszuwerden, was hättest du denn machen sollen? Die haben nur darauf gewartet dich nieder zu machen.

Ich weiß., meinte ich leise und fragte mich, was für Gedanken Seth wohl gerade durch den Kopf gingen, während für mich schon längst klar stand, dass ich mich dafür irgendwie revanchieren musste. Ich hatte ihm bereits meine vollkommen unabhängige Loyalität geschworen, aber mein Leben war mir deutlich mehr als mein Vertrauen wert. Wenigstens konnte ich mir allerdings nun wirklich sicher sein, dass ich mich bei Seth nun wirklich am richtigen Mann befand, auch wenn ich daran bereits vorher kaum Zweifel gehabt hatte. Denn trotz seiner Art war er zumindest mir gegenüber immer ehrlich erschienen.

Dass Baz meine Worte beruhigten bezweifelte ich, doch mehr konnte ich gerade nicht tun. Zum Glück setzte ich gerade den Fuß auf unser kleines Boot, nachdem wir endlich den Hafen erreicht hatten. ich trug baz zur Kajüte und auch gleich durch die Tür zu den Hängematten, die da ihren Platz hatten. Ich machte mich nun an den versuch Baz ohne zu viel herumgeschiebe in seine Hängematte zu bugsieren, was bei einem so schwingenden Ding nicht eben einfach war.

Wir waren nun endlich wieder am Hafen und dann auch schon auf unserem trauten Boot, das ich die letzten Stunden, Minuten, Tage, was wusste ich denn schon, wirklich vermisst hatte. Erleichtert schloss ich meine Augen und lehnte mich wieder etwas an Seth, zumindest bis er stehen blieb. Ich hätte ihm ja wirklich Hilfe dabei angeboten, mich in die Hängematte zu bugsieren, aber das Problem war, dass ich gerade wirklich keine einzige Gliedmaße bewegen konnte, selbst wenn ich wollte. Trotzdem sah es sogar ich in diesem Zustand kommen, dass irgendwie etwas schiefgehen musste, so bedenklich, wie der Versuch gerade eben war, mich in die Hängematte zu legen.

Natürlich klappte es nicht ohne Probleme, die Hängematte schwang zu sehr, und als ich Baz endlich fast drin hatte verlor ich das Gleichgewicht und plumpste gleich hinterher in seine Schlafstatt, was die Balken und Seile mit Quietschen und Stöhnen quittierten. Ich brauchte ein bisschen um nach einigem zappeln wieder zu erkennen was meine Gliedmaßen waren.

Einen Moment versuchte ich erstaunt zu begreifen, was nun genau passiert war, während ich etwas angenehm schweres auf mich spürte, das sich allerdings als Seth herausstellte. Unsere Gliedmaßen hatten sich gewissermaßen ineinander verhakt und normalerweise hätte ich über so eine Situation einen blöden Spruch gemacht oder gelacht, aber gerade war ich dazu einfach zu fertig. Also schlang ich meine Arme um ihn, ohne mir Gedanken über mögliche Konsequenzen zu machen, denn ich war gerade einfach zu müde und zu erledigt dazu.

Warte, was...? Ich hatte eigentlich vorgehabt rasch wieder aufzustehen, wenn Baz mich nicht von selbst aus der Hängematte schubste, doch stattdessen spürte ich seine Arme um meinen Körper, die mich festhielten. Verwirrt sah ich zu Baz hinab, ohne Gewalt anzuwenden konnte ich mich nicht von ihm trennen und das wollte ich gerade eigentlich wirklich vermeiden.

Da ich nun endlich liegen konnte und meine geschundenen Gliedmaßen gegen jede noch so kleine Bewegung protestierten, sank ich recht schnell in Richtung Schlaf. Ich hörte wage, dass Seth noch irgendetwas sagte, aber ich war bereits etwas weggetreten. Bleib bei mir... bitte., nuschelte ich, bereits im Halbschlaf, denn im wachen oder geistig normalen Zustand, hätte ich sowas wohl kaum gesagt, oder zumindest redete ich mir das ein. Wer konnte, der konnte eben.

Ich starrte Baz fassungslos an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Und schlief er gerade ernsthaft einfach ein, während er mich in seinem Klammergriff hielt? Ich hatte doch noch zu tun. Diesen Auftraggeber herschlagen zum Beispiel. Doch so wie ich hier Baz' müdes Gesicht länger musterte wurde mir klar, dass ich ihn nicht einfach wegstoßen konnte, nur um aufzustehen. Ich seufzte also ergeben und suchte mir eine halbwegs bequeme Position, in der ich neben Baz verharren konnte, während er schlief. Aber nur heute. Warum ich das überhaupt dachte wusste ich nicht, doch ich wollte es auch gar nicht wissen. Ich schloss die Augen und beschloss, dass ich jetzt genauso gut auch ein kleines Nickerchen machen konnte. Baz war warm und so neben ihm war es auch recht weich.

Anstatt mir Gedanken um meinen geistigen Zustand zu machen, ließ ich mich also einfach in den Schlaf gleiten, angenehm an Seth gekuschelt, der quasi als mein übergroßes Kissen fungierte. Was musste der Typ auch so groß und warm und nicht zu hart, aber auch nicht zu weich sein? In jedem anderen Zustand hätte ich mich allerdings gefragt, ob er denn besoffen war oder ob ich Halluzinationen hatte, denn normalerweise würde er sich ganz sicher nicht zu mir in die Hängematte legen. Aber jetzt schloss ich die Augen und fiel in einen komplett erschöpfen und daher auch zum Glück völlig traumlosen Schlaf.

Wenn er mir später auch nur einmal die Schuld hierfür gab würde ich ihn verprügeln, das nahm ich mir fest vor. Ich tat das hier nur für ihn. Und weil er warm war. Ich mochte Wärme. Die Hängematte und Baz waren so bequem, dass ich selbst rasch wegdöste, relativ fest sogar.

Keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als ich wieder aufwachte, aber eine Sache stand fest, denn ich war extrem verwirrt. Zwar konnte ich mich noch zu gut daran erinnern, was passiert war und ich schluckte hart, aber mein Mund fühlte sich noch immer staubtrocken an, trotzdem war ich mir nicht mehr sicher, mit wem ich da denn bitte nach so einer Aktion im Bett gelandet war. Plötzlich kam alles etwas schlagartig zurück, als ich Seths Gesicht sah, der offensichtlich bei mir lag und ich die Augen weit aufriss. Wie ist das denn bitte passiert?

Ich schlief ruhig und gemütlich, bis eine Bewegung durch die Hängematte ging, ausgelöst von einem langsam wach werdenden baz. Ich brauchte selbst einige Momente, doch als ich langsam die Augen öffnete, fand sich Baz' Gesicht direkt vor meinem und der andere Mann starrte mich an. Ich starrte wortlos zurück und spürte wie ich langsam rot um die Nase wurde. Dabei war das hier doch nicht meine Schuld!