Meine mohnroten Augen trafen auf Seths stürmische, blau-graue und einen Moment lang starrte ich ihn einfach nur an, während ich langsam beobachten konnte, wie sich ein roter Schimmer um seine Nase herum ausbreitete, der ihn nicht nur deutlich jünger, sondern auch wirklich süß aussehen ließ, aber wenigstens war ich nun wieder bei gutem Verstand und würde ihn das ganz bestimmt nicht sagen. Später vielleicht, um ihn zu ärgern, aber jetzt nicht, schließlich war ich auch nicht lebensmüde. Naja, zumindest nicht immer. Äh... Hi?, meinte ich und grinste schief, als wäre alles vollkommen normal, während ich schon halb damit rechnete, gleich aus der Hängematte getreten zu werden.

Ahm... Ich rückte langsam rückwärts was bei einer Hängematte insoweit eine schlechte Idee war, das man leicht heraus fiel. Was ich nun auch tat. Ich knallte auf den Boden, was zwar meinen Ellenbogen etwa sin Mitleidenschaft zog, da ich auf ihm landete, doch ich war aber sofort wieder auf den Füßen und wurde noch etwas röter. Ja, äh, hi.

Wäre ich nicht gerade in meinem halbwachen, noch angeschlagenen Zustand, hätte ich rechtzeitig versucht Seth zu fangen, aber es war schon zu spät und er knallte auf den Boden. Ich setzte mich sofort auf und sah zu ihm hoch, da er sich so schnell wie wohl menschlich möglich aufgerappelt hatte. Ich kratzte mich etwas am Hinterkopf, während ich innerlich etwas mit mir rang, was ich denn nun sagen sollte, bevor mir schlagartig etwas einfiel. Ich werde ein Lied über dich schreiben, mein großer Retter., meinte ich zufrieden und hoffte, dass mein dummer Spruch uns beide genug von der Situation ablenkte, in die wir da geraten waren. Ich gab es wirklich ungerne zu, da ich meistens die Leute so schnell wie möglich wieder aus meinem Bett stieß, aber ich kuschelte eigentlich schon ziemlich gerne. Aber doch nicht mit Seth! Wobei, der es wenigstens bestimmt niemandem weitererzählen würde.

Baz's plötzlicher Themensprung irritierte mich, doch ich schaffte es einen genervten Gesichtsausdruck aufzusetzen und durch die Nase zu schnauben. Blödsinn. Du bist ein Idiot. Ich drehte mich um und ging zur Tür. Schlaf weiter, du brauchst das.

Das war doch schon viel besser, jetzt wo Seth wieder seinen original-genervten Blick aufsetzte und nicht mehr so verdammt süß aussah, konnte ich mich wieder viel besser darauf konzentrieren, was ich am besten konnte. Allerdings hatte er absolut recht, eigentlich sollte ich mich noch weiter ausruhen. Ein Idiot, der dir unglaublich dankbar ist., entgegnete ich trotzdem noch grinsend und ließ mich wieder in die Hängematte sinken.

Jaja, stecks dir sonst wohin. Grummlig warf ich hinter mir die Kajütentür zu und machte mich auf Dampf abzulassen, nachdem Baz mich einmal mehr erfolgreich auf die Palme gejagt hatte. Ich beschloss den Kerl zu suchen, der Baz diesen Auftrag gegeben hatte und ihn zu Brei zu vermöbeln, dann würde es mir sicherlich besser gehen.

SZENE 2: Seestein vs. Seth oder Seth, der Katzenprinz

Eine Weile später, nachdem wir diese Insel schon wieder längst hinter uns gelassen hatten, eine Begegnung, die mein Auftraggeber wohl nicht überleben sollte, sei es nun aufgrund von Seths schlechter Laune oder seinem Beschützerinstinkt, waren wir wieder einmal längerfristig bei einer anderen Insel geankert. Das Wetter war schön, die Männer der Insel noch schöner und getrumpft wurde das alles nur von meiner eigenen Stimme, welche tief über dem fröhlichen Ton meiner Drehleier schwebte. Ich lag auf mehreren Kissen ausgestreckt, nach einer anstrengenden Nacht mit mehreren Besuchern, wenn man die werten Männer so nennen wollte, denn was sollte ich sagen, ich hatte meinen Spaß und für Geld tat ich wirklich alles, und unterhielt eine Schar wunderschöner Frauen. Sie waren alle ganz begeistert von mir und hatten mich schon vor drei Liedern zu "nur noch einer" Zugabe aufgefordert, aber wer war ich, ihnen diesen Wunsch zu verweigern? Schließlich war ich wirklich ein Prachtexemplar, Seth hatte gerade sowieso zu tun und andererseits hatte ich auch nichts dagegen die lieben Frauen zu unterhalten und ein wenig mit ihnen zu flirten, auch wenn das doch eh nur alles leere Versprechen waren. Denn sie interessierten mich nicht, nein, stattdessen schwebten meine Gedanken bei meinem Reisegefährten, denn ich fragte mich, was dieser gerade so trieb.

Nun, während Baz seinen Spaß an der Sonne hatte und hübsche Frauen sehen konnte, hatte ich kalten, dreckigen Steinboden im Gesicht, gegen das mein Kopf nun schon zum dritten Mal krachte. Nun stellt sich die Frage: Seth, warum wehrst du dich nicht? Die Antwort war, wie jeder Teufelskraftnutzer bestätigen konnte einfach und verflucht unangenehm. Seestein. Während Baz sich nämlich über Nacht mit der halben Insel vergnügt hatte, hatte ich genauere Koordinaten eines hier vergrabenen Schatzes in Erfahrung gebracht, den hatte ich auch problemlos gefunden, nur hatte mich dan wiederum eine Bande Kopfgeldjäger aufgestöbert, die mich von hinten überrascht und mir zunächst einen Schlag mit einer Keule über den Kopf gezogen und mir dann einen Armreif aus Seestein verpasst hatten, ehe ich wieder zu mir kam. Tja und da war ich nun, denn auch ohne meine Teufelskraft hatte ich mich ordentlich gewehrt und die Herren und Damen hatten befunden, dass ich eine Tracht Prügel verdient hatte. Nun also war eins meiner Augen zugeschwollen, ich wollte gar nicht wissen was mit meinen Rippen und Beinen war und mein Schädel brummte vom wiederholten Kontakt mit dem Pflasterstein in der Seitengasse in die wir uns begeben hatten.

Das Lied klang zu Ende und auch wenn es ganz nett war, hier auf gemütlichen Kissen für ein paar hübsche Frauen und interessierte Männer zu spielen, so gab es doch Dinge, mit denen man hier mehr Geld verdienen konnte. Denn Zeit war Geld und Geld war Macht, Einfluss und die beste Waffe, sowie die beste Beschäftigung, denn durch Geld kam man an alles. Es tut mir leid, meine Hübschen, aber ich muss euch jetzt doch verlassen., meinte ich theatralisch und zwinkerte ihnen zu, bevor ich mich langsam erhob und dabei aufpasste, aus Versehen mit meinen Muskeln zu spielen und meine Haare durch den leichten Wind flattern zu lassen. Das war alles wichtig und brachte Trinkgeld, dass ich mir auch persönlichen überreichen ließ, brach dann aber doch auf, um mich über die lokalen Geschäfte der Kopfgeldjäger hier zu informieren. Ich mochte hauptsächlich ein Musiker sein, früher sogar ein Kanonier, aber am meisten Geld brachte doch die Kopfgeldjagd. Langweilig, langweilig, ernsthaft nur 5000 Berry? Langweilig. Ich seufzte und stemmte meine Hände in meine Hüften, bevor ich enttäuscht den Kopf schüttelte, in dem Moment aber auch schon eine bekannte Stimme hörte. "Rumtreiber und ich dachte schon, ich sehe dich Bastard nie mehr wieder." Ich drehte mich um und grinste breit, bevor ich mich in eine kurze Umarmung ziehen ließ, wobei mir mein Gegenüber fest auf den Rücken klopfte. Jackson Gunn, lange nicht mehr gesehen. "Hör zu, wir legen bald ab, aber wenn du Arbeit suchst, ich habe gehört eine lokale Kopfgeldjägerbande hat einen ganz schön teuren Vogel erspäht, nicht einfach zu fangen, sie kümmern sich gerade um ihn." Meine Augen begannen zu leuchten, während ich innerlich die Banden durchging, die ich kannte, dann aber beschloss, dass sich sicherlich niemand über meine Hilfe beschweren würde. Ich nickte also grinsend und ließ mich dann noch einmal in eine feste Umarmung ziehen, bevor Jackson wieder Richtung Hafen verschwand. Ich konnte sagen was ich wollte, aber manchmal vermisste ich diese Idioten schon, aber jetzt war nicht die Zeit dazu sentimental zu werden, denn es gab Geld zu machen und das war wohl eindeutig wichtiger. Ich fragte mich wo Seth war, während ich beschloss die Orte abzusuchen, die berüchtigt für bestimmte Banden waren.

Als ich die Möglichkeit hatte hievte ich mich so rasch wie möglich wieder auf die Beine, auch wenn mein Körper schwer wie Blei war, ich schwankte als ich wieder stand und ich hörte ein Knacksen. Das war doch wohl nicht einer meiner Knochen gewesen, oder? Ich hatte nicht vor mich zu ergeben, ich konnte Juliette nicht alleine auf dieser Welt lassen und Baz... gut, der würde auch ohne mich weiter kommen, aber irgendwie wollte ich diesen Idioten auch nicht verlassen, nicht, dass ich das je so sagen würde. Ich wischte mir etwas Blut aus dem Mundwinkel, ehe ich mit Mühe einen Faustschlag abwehrte, dafür aber einen Tritt gegen das Bein kassierte. Ich schlug zurück, traf auch etwas, stolperte aber wieder und wurde am Kragen gepackt und gegen die nächste Wand gepresst. Mein versuch die Hände von da wegzukriegen eurde mit Gelächter abgetan. Ein Arm drückte sich gegen meine Kehle und schnürte mir die Luft ab, ich trat nach allem was ich erwischen konnte, doch auch wenn ich etwas spürte wurde mir der Tritt mit einem weitaus kräftigeren zurück gezahlt. Meine Hände versuchten den Arm über meiner Kehle wegzudrücken, erfolglos, und ich bekam langsam Panik. Kurz bevor ich aber das Bewusstsein verlieren konnte wurde der Arm weggenommen und ich mit einem Schlag ins Gesicht wieder zu Boden geschickt. Erneut schloss mein Kopf Bekanntschaft mit dem kalten Steinboden.

Ein Pfeifen auf meinen Lippen, stolzierte ich durch die Straßen und Gassen, während ich mich immer wieder mit Informationen mal von der einen und anderen Hand füttern ließ, was mit meinem Charme ja nicht wirklich schwierig war. Inzwischen hatte ich auch herausgefunden, um welche Kopfgeldjägerbande es sich handelte, sie war zugegebenermaßen eine der organisierteren und respektierten, allerdings hatte ich wirklich absolut nichts über ihr Opfer herausfinden können, von Gerüchten wie "gefährlich", "gutes Geld" oder "grummelig" abgesehen, wobei mich letzteres zumindest ein wenig zum Schmunzeln gebracht hatte. Das Wort "Geld" hatte mir allerdings schon vorher mehr als nur gereicht, denn ich wollte ein Stück vom Kuchen. Zumindest dachte ich das, denn die Sekunde, in der ich die Seitengasse betrat, änderten sich meine Ansichten, was das anging komplett. Ich sah Seth, gegen eine Wand gepresst, einen Arm an der Kehle, doch wäre das nicht schlimm genug, ließ sein Peiniger noch einen Schlag auf ihn donnern, der ihn zu Boden beförderte. Ich räusperte mich, während ich meinen Rapier hervorzog, meine Espingole locker in meiner nichtdominanten Hand. Meine Damen, meine Herren, es tut mir leid, aber ihr habt euch wirklich das falsche Opfer ausgesucht., sagte ich auf eine melodiöse Art und Weise, doch mein Blick war mörderisch, und das war noch maßstäblich untertrieben, Ich würde ja sagen "Übergebt ihn mir jetzt und ich werde mir überlegen, euch am Leben zu lassen", aber so läuft das hier nicht.

Dumpf hörte ich eine Stimme die mir erst nur wage, dann deutlich bekannt vor kam, ein Fuß wurde auf meinem Rücken platziert was meine weiteren Versuche aufzustehen unterband. "Hey Mann." Einer der Männer, wohl der Anführer der Bande, sah mit einem fleckigen Grinsen Baz und seine beiden Waffen an. "Du bis' doch dieser Typ... Rumtreiber, richtig? Entspann dich, wenn du uns hilfst kriegst' auch'n Stück ab vom Geld, die Prinzessin is' ganz schön was wert. Dafür hat se aber nich' viel hergemacht, was Jungs?" Allgemeines Gelächter war zu hören, auch wenn ein paar der Kopfgeldjäger, es waren mit dem Anführer sechs, etwas unangenehm berührt auf Baz' Waffen sahen, sie kannten die Geschichten über ihn, im Gegensatz zu ihrem Boss der, trunken von seinem Sieg, der Aussicht auf ein gutes Geld und vermutlich auch etwas Rum, die Gefahr nicht richtig einzuschätzen schien. Sein Fuß befand sich auch auf meinem Rücken, einer seiner mutigeren Untertanen, vielleicht war sie auch nur dumm, eine kräftige, dunkelhaarige Frau, trat mir auf die Hand als ich zun wiederholten Male versuchte das verfluchte Armband aus Seestein loszuwerden, und blieb dann gemütlich darauf stehen. Was er erzählte war auch nicht wahr, die Bande hatte ursprünglich aus neun Leuten bestanden, ich war auch ohne Teufelskraft und geschwächt noch gefährlich genug.

Ein schweres Seufzen kam über meine Lippen, denn ich wusste wirklich nicht, wer diesen Kerl zum Anführer auserkoren hatte, aber die intelligenteste Lösung war es wirklich nicht gewesen. Nun, sie würden nicht mehr lange darunter leiden müssen. Ich begab mich näher auf den Anführer zu und ließ dabei meine Hüften schwingen, denn jetzt war ich wirklich in einer guten, mörderischen Stimmung. Mein Name ist also bekannt, gut, gut., lobte ich ihr Wissen und ließ dann sofort jede Wärme aus meiner Stimme weichen, Ich denke, ich weiß ganz genau was die "Prinzessin" wert ist, aber ich möchte kein Stück, denn ich teile nicht. Ich zählte sechs Leute, nicht meine schwierigste Aufgabe, vor allem wenn man bedachte, dass wohl einige von ihnen schon ganz schön Schaden davongetragen hatten, zumindest sahen sie recht verstrubbelt, als hätte jemand versucht ihnen die Federn zu rupfen, aus. Euer liebes Opfer reist mit mir und steht unter meinem persönlichen Schutz, ich muss euch also enttäuschen, das hier wird keine besonders gute Zusammenarbeit., kündigte ich mich schließlich an, bevor ich dem ersten Mann, der gerade direkt neben mir stand einfach in den Bauch schoss. Ich wartete gar nicht erst auf die Reaktion, denn ich hatte in meinem Kopf sowieso schon beschlossen, dass ich mich zuerst um die Bande und dann um Seth kümmern würde, zumindest solange sie intelligent genug waren, nicht zu versuchen mit ihm abzuhauen. Für den nächsten, der mir in die Quere kam, nahm ich allerdings doch meinen Rapier zur Hand.

Ein Knall schallte durch die schmutzigen Gasse und wurde mehrfach von den Wändem zurückgeworfen. Der Getroffene ging mit einem dumpfen Laut zu Boden. Ich ließ zu, dass sich die Lider über meinen etwas vernebelten Augen schlossen. Baz war eine der wenigen Personen denen ich mein Leben anvertrauen würde und es hier auch tat. Natürlich zogen alle ihre Waffen und stürzten auf Baz zu, doch sie hatten keine Chance. Der Boss der Bande stand mir immer noch halb am Rücken und brüllte wirre Befehle, sein Leben würde wohl in allgemeiner Verwirrung enden, wenn er nur endlich von mir runter gehen würde, er war schwer und ich langsam meldeten sich pochende Kopfschmerzen in meinem malträtieren Schädel.

Die anderen vier der Handlanger hatten alle keine Chance gegen mich, denn auch wenn es mir normalerweise des Geldes wegen Spaß machte, jemanden umzubringen, so überkam mich hier ein ganz anderes Gefühl, und mein mörderischer, leicht verstörender Blick in meinen Augen brachte dieses Gefühl eigentlich sehr gut zum Ausdruck. Ein leises Summen auf den Lippen, schnetzelte ich mich durch seine Männer und Frauen, ein kleiner Kratzer auf meiner Wange das einzige, was von einer Verletzung sprechen hätte können, bevor ich vor ihrem Anführer zu stehen kam. Hinter mir nun eine blutige Seitenstraße und vor mir der wahnsinnige Mann, der sich mir entgegen gestellt hatte, sein Bein immer noch auf Seth. Wie erwartet, hatte er ein paar mehr Tricks im Ärmel als seine Handlanger, aber auch jedes andere Können würde ihm nichts nutzen, während ich ihn auf eine sehr aggressive, aber schon fast morbide elegante Art duellierte, nur um auch hier als Sieger zu erscheinen. Er sollte mich einmal am Ohr und ein anderes Mal am Bein erwischen, doch ich spürte diese Verletzungen kaum, als ich ihm meinen Rapier durch die Brust rammte und beobachtete, wie langsam das Leben aus seinen Augen wich. Ich stieß den Anführer sofort angewidert von mir, keine Sekunde länger wollte ich an ihm verschwenden, während ich mich sofort zu Seth aufmachte, um mich neben ihn zu knien. Seth?, fragte ich vorsichtig, während ich ihn besorgt musterte, jede Aggressivität war sofort aus meinem Blick gewichen, während ich ihn genau musterte.