Ich hoffte ehrlich, dass die Farbe meiner Haare gerade einfach nur als Tarnfarbe für mein Gesicht galt, denn Yoko wiederholte ihr Gesagtes noch einmal, etwas, was mich einerseits wirklich berührte, aber mich andererseits auch nachdenken ließ. Ich war immer ein sehr freier Mann gewesen, auch wenn ich noch immer davon träumte, mich irgendwann zur Ruhe zu setzen, meine Wanderlust endlich befriedigt und für immer zusammen mit Viola. So so, also wenn ich dein Papa bin, dann solltest du bald deine Schwester kennenlernen., meinte ich also, kein Spur von Widerspruch in meiner Stimme, sondern mehr Neugier, wie Yoko darauf reagieren würde, während sie sich wie ein Geier auf den Kuchen stürzte. Sie hatte vermutlich noch nie so etwas essen dürfen und ich hoffte für sie, dass ihr altes Leben bald nur noch aus verblassenden Erinnerungen bestand.

Das Stück Schokokuchen hatte ich sehr schnell weg geputzt, es war einfach zu lecker, um mich zurück zu halten. Es war das erste Mal, dass ich so etwas essen durfte. Im ersten Moment traute ich mich fast nicht, nach einem neuen Stück zu fragen, nahm jedoch meinen Mut zusammen. Immerhin waren sie bis jetzt voll lieb. "Darf... Darf ich noch eins?", fragte ich vorsichtig.
Die rote Gesichtsfarbe von Baz fiel mir beinahe nicht auf und ich merkte auch nicht wirklich, dass es daran lag, dass ich sie beide Papas genannt hatte.
Als ich dann hörte, dass er davon sprach, dass ich dann meine Schwester kennen lernen sollte, wenn er mein Papa sei, wurden meine Augen groß. "Dann hab ich eine Schwester?", wiederholte ich ungläubig und sah ihn mit großen Augen an, "Ich wollte schon immer eine Schwester oder einen Bruder haben!" Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. "Naja... Vorausgesetzt... Sie möchte mich auch...", fügte ich dann unsicher hinzu und zog den Kopf ein.

Auf Yokos Frage hin nickte ich rasch, ihr Kuchenstück war schnell weggewesen, und tischte ihr noch eines auf. Baz führte das Thema nun auch noch weiter und als ich ihn anfunkelte bemerkte ich, dass er rot geworden war. Das wunderte mich etwas, aber ich hatte andere Leute sowieso oft schon nicht verstanden. Ich haderte kurz mit mir selbst und überlegte das Ende einfach schweigend auszuharren, erhob dann aber doch auch wieder meine Stimme. Wenn das so ist kriegst du auch noch eine Tante oben drauf dazu.

Nachdem sich meine Gesichtsfarbe wieder etwas beruhigt hatte, sah ich zu Seth, der mich zwar zuvor anfunkelte, dann aber Juliette erwähnte, was mich ehrlich erstaunte. Ich legte kurz den Kopf schief und dachte scharf nach, bevor ich mich wieder mit einem Lächeln zu Yoko wandte. Ich bin sicher, sie wäre ganz außer sich, wenn sie dich treffen würde. Die zwei Damen wären bestimmt hocherfreut dich kennenzulernen., versicherte ich ihr, denn für mich bestand dort kein Zweifel. Früher war Viola etwas stur und vor allem etwas unempathisch gewesen, vermutlich aufgrund ihren furchtbaren Eltern, aber in den Jahren war sie zu einer richtig mitfühlenden und vor allem stolzen Frau herangewachsen, etwas, wo mir der Stolz nach wie vor ein wenig die Tränen in die Augen drückte, weshalb ich jetzt nicht allzu sehr darüber nachdachte.

Überrascht sah ich zu Papa Seth, der dann meinte, ich würde noch eine Tante mit dazu bekommen, meine Augen wurden groß. "Dann habe ich ja jetzt eine richtige Familie!", stellte ich hoch erfreut fest und begann dann, einmal begeistert in die Hände zu schlagen. Noch nie hatte ich eine richtige, echte Familie gehabt, die mich dann auch noch lieb hatte. Papa Seth und Papa Baz waren einfach so lieb zu mir. Die anderen natürlich auch, aber die beiden wurden langsam aber sicher was besonderes für mich.
Papa Baz´s Aussage ließ mich ihn begeistert ansehen. "Ja sicher? Dann muss ich die beiden unbedingt mal treffen und kennen lernen!", rief ich dann erfreut aus. Jedoch glitt mein Blick schließlich doch wieder zur Schokotorte, ich würde nie genug von dieser haben können.

Ich nickte zustimmend und schob Yoko ihren wider gefüllten Teller vor die Nase. Juliette wird dich lieben. Meine Schwester hatte viel Liebe zu verschenken und Yoko hatte diese auch wirklich verdient. Ich sah auf meinen leeren Teller und dachte an Juliette. Wie gerne hätte ich sie auch meiner Divison vorgestellt, doch eine Reise in den North Blue war wegen einer solchen kleinigkeit wohl zu viel verlangt.

Wir kommen bestimmt einmal an der richtigen Insel vorbei., meinte ich, denn auch wenn ich sonst niemandem mit Viola vertraute, außer Milene natürlich, aber diese Frau war auch schon immer etwas besonderes für mich gewesen, so hatte ich mehr als nur genug Vertrauen in Seth, schließlich hatte er meine gesamte Loyalität, und Yoko war ein kleines Kind. Davon abgesehen, dass ich mich fragte, ob ich mir hier nicht schon wieder ein Kind hatte andrehen lassen und ob ich wohl doch eine väterlichere Seite hatte, als ich es vielleicht zugeben wollte.

Begeistert klatschte ich in die Hände und grinste die beiden an. "Ihr seid die besten Papas der Welt! Jetzt hab ich, was ich mir immer gewünscht hab", meinte ich vollkommen überzeugt und lächelte, "Aber nach der Torte gehen wir erstmal Sterne gucken!"
Erfreut machte ich mich über das nächste Stück Schokotorte her. Schon bald war der Teller erneut leer. Und nun war ich wirklich satt und zufrieden. Das erste Mal seit langem hatte ich keinen Hunger mehr. " Jetzt bin ich aber satt", meinte ich zufrieden.

Yoko hörte mit ihrem Papa-Gerede gar nicht mehr auf. Ich wusste wirklich nicht wie ich darauf reagieren sollte, also ließ ich es ganz und nahm das Thema "Sterne schauen" wieder auf. Bist du soweit, oder willst du vorher ein Nickerchen machen, oder so? Juliette war nach dem essen immer müde geworden, darauf beruhte meine Frage.

Als ich in meine kajüte zurück kam fand ich laila welche an ihren Verletzungen verstorben war und erwies ihr die letzte seemanns ehre

Ich warf einen kurzen Blick zu Seth, denn innerlich hatte ich zwar schon längst beschlossen, dass wir darüber reden mussten, aber ich war mir nicht sicher, wann denn nun der geeignete Zeitpunkt dazu war. So gerne ich Yoko auch mochte, wir kannten sie auch nur eine sehr kurze Zeit und ich war niemals jemand gewesen, der sich lange an etwas festbinden hatte lassen, aber dennoch brachte ich es nicht über das Herz, etwas anderes zu der Kleinen zu sagen. Ich fragte mich schon, was Seth davon hielt und sah erst einmal abwartend zu Yoko, wie sie seine Frage beantworten würde.

Natürlich hörte ich jetzt gar nicht mehr damit auf, sie beide Papa zu nennen. Nun war ich voll in Fahrt und es war fast schon egal, was irgendjemand sagte. Für mich waren die beiden einfach meine Papas. Und das würde auch für immer so bleiben, egal was geschah.
Als beide dann auf meine Antwort warteten, schüttelte ich schnell so sehr den Kopf, dass meine kinnlangen Haare dabei hin und her flogen. "Nein, wir können gleich los! Ich muss unbedingt die Sterne sehen!", gab ich dann zurück und sah beide an.

Alles klar. Ich erhob mich und räumte rasch das Essen weg, wobei ich einen Zettel schrieb auf dem ich jedem mit Prügel drohte, der das Zeug anfassen sollte. Dann kam ich wieder zum Tisch und nickte zur Tür. Wollen wir? Wir können eins der Beiboote nehmen.

Yoko schien sehr begeistert und ein wenig außer sich, ein Verhalten, das ich auch von Viola kannte, als sie noch jünger gewesen war. Jetzt hatte sie noch volle Energie und war vielleicht auch etwas überdreht, aber später würde sie dann wohl vor lauter Müdigkeit umfallen. Zumindest war das bei Viola meistens so passiert, wobei sie dann trotzdem immer noch darauf bestanden hatte, dass ich ihr beim Haare flechten half, was ich natürlich getan hatte. Seit meiner kleinen Prinzessin konnte ich jede Frisur flechten, die auch nur erdenklich war. Gehen wir., meinte ich, vollkommen aus meinen Gedanken gerissen und erhob mich, bevor ich in Richtung Tür steuerte und diese schon einmal für Seth und Yoko aufhielt.

Geduldig und auf meinem Platz rum hoppelnd wartete ich, bis Papa Seth zurück kehrte. Baz unterdessen hatte sich schließlich erhoben und ging in Richtung Tür, die er dann aufhielt. Unvermittelt streckte ich die Arme nach Papa Seth aus. "Papa Seth, trägst du mich?", wollte ich dann wissen. Wie als würde er so oder so ja sagen, drehte ich mich ganz um und streckte weiterhin verlangend die Arme nach ihm aus. In meinem Gesicht hatte ein Bettelblick Platz gefunden, den man sonst nur bei Hunden sehen würde, die Leckerlis wollten. Bittend sah ich ihn an, während Baz wartete.